⇐ zurückEs handelt sich bei der Piezochirurgie um ein sehr modernes Operationsverfahren. Die Grundlagen dieser Methode wurde bereits im 18. Jahrhundert erstmals beschrieben. Es konnte damals beobachtet werden, dass bei Verformung von verschiedenen festen Körpern, beispielsweise Turmalin, Quarz und Bariumtitanat, an deren Oberfläche elektrische Ladungen entstehen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass elektrische Impulse an Körpern hochfrequentive Schwingungen erzielen. Durch Ultraschall wird ein spezielles Handstück in Schwingungen versetzt, wodurch Schneiden oder Abtragungen von Gewebe selektiv ermöglicht wird.
Anwendung der Piezochirurgie
Durch involute Prozesse oder Parodontitis entstehende Knochendefizite stehen im höheren Alter dem häufigen Wunsch nach einem festen Zahnersatz regelmäßig im Weg. Durch Anwendung piezochirurgischer Behandlungen können auf schonende Weise Knochentransplantate gewonnen werden, die den verlorenen Knochen dann dauerhaft ersetzen könnten.
Auch bei der Behandlung von entzündeten Wurzelspitzen findet die Piezochirurgie in den Zahnarztpraxen täglich Anwendung. Vor allem in Fällen, bei denen die Entzündung schon bis in den Kieferknochen gedrungen ist oder eine herkömmliche Wurzelkanalfüllung aufgrund der Beschaffenheit der Zähne nicht durchführbar ist, muss durch den Chriurgen die Wurzelspitze operativ entfernt werden. Für die Prognose des jeweiligen Zahns ist es entscheidend, die Wurzelkürzung und die Knochenresektion besonders schonend zu gestalten. Im besten Fall hat das entstehende Wundgebiet gerade mal einen Durchmesser von 3 Millimetern. Wenn bei einer Inspektion der Wurzelspitze offensichtlich wird, dass der Verschluss des Wurzelkanals nicht suffizient ist und dadurch erneut ein Entzündung im Bereich der Wurzelspitze droht, muss der Kanal aufbereitet und verschlossen werden (retrograde Wurzelkanalbehandlung). Es bedarf spezieller, abgewinkelter Instrumente, um einen solchen Eingriff bei entsprechend kleinen operativen Zugängen durchführen zu können. Rotierend können diese nicht betrieben werden, sondern nur durch Ultraschallschwingungen, wodurch die Piezochirurgie in diesen Fällen Anwendung findet.
Die Piezochirurgie bietet im Bereich der Implantologie auch eine atraumatische Alternative bei der Kieferhöhlenbodenosteoplastik. Im Gegensatz zu den bohrenden Technien, ist die Gefahr einer Verletzung der Kieferhöhlenschleimhaut erheblich minimiert.
Vorteile für die Patienten
Gegenüber herkömmlichen chirurgischen Instrumenten, beispielsweise Bohrern oder Sägen, bietet die Methode der Piezochirurgie, bei einer Vielzahl von chirurgischen Eingriffen, den immensen Vorteil der selektiven Behandlung des Gewebes. So kann Knochengewebe fast ohne Druck durchtrennt werden. Dabei werden angrenzende Weichgewebe bestmöglich geschont, selbst wenn die Instrumente mit den Weichgeweben in Kontakt kommen. Angrenzende Blutgefäße werden maximal geschont, mit dem Vorteil von nur geringfügigen post-operativen Schwellungen durch die geringeren Gefäßverletzungen. Dadurch wird die Wundheilung nicht unwesentlich beschleunigt. Außerdem ist das Wundinfektrisiko deutlich geringer als bei konservativen Behandlungsalternativen. Das Verletzungsrisiko von Nerven ist bei dieser Technik auch deutlich reduziert.
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